Esther Mohnweg   Keller
Wessen Wahrnehmung ist die richtige, welche Realität die wahre? Keller, dem Protagonisten dieses Langgedichts, bieten sämtliche Erscheinungen des Lebens Anlass zu Assoziationsketten. Er ist, man ahnt das, nicht ganz gesund, und jeder Tag ist für ihn ein Kampf ums Überleben. Ein Bild pro Tag zu malen, den Tageskopf, ist Keller erste Möglichkeit, sich selbst und alles zu fassen. Erst danach kann Keller ins Leben hinaus, wo weitere Möglichkeiten warten, zum Beispiel auf Spaziergängen durch Berlin, die zu neuen Wahrnehmungen führen und andere Realitäten in Kellers Kopf explodieren lassen.
Keller ist fiktiv. Eine Figur, die durch den Maler Matthias Maaß angeregt wurde, der von 1958 bis 2019 in Heidelberg lebte und jahrelang Patient der dortigen psychiatrischen Klinik war, in deren Räumen sich auch die einzigartige Kunstsammlung Prinzhorn befindet. Worin besteht das Wesen des Wahnsinns? Was ist Normalität? Keller beantwortet die Fragen neu und führt uns in menschliche Dimensionen, die uns vielleicht fremd erscheinen, obwohl es gesünder wäre, sie zu kennen. Klüger auch. Und erfreulicher. Wenn alle so wären wie Keller, hätte die Welt noch eine Chance.