Olaf Velte   Schmales Licht
Literarische Texte, Verdichtungen, die einen kleinen Teil der Welt transformieren. Ein Stück Land in der Mitte Deutschlands, in Hessen, dem Hochtaunuskreis zugehörig. Was das Blickfeld fasst, wird zum Thema: Von den Höhen des Mittelgebirgskammes (den der Große Feldberg krönt) bis zum bäuerlichen Geviert im Wehrheimer Bizzenbachtal.
Natur ist hier seit Tausenden von Jahren eine berührte. Von Menschenhand durch die Zeiten geformt, in Nutzung und Beschlag genommen. Vorgänge der Kultur, Landnahmen. Noch immer ist sichtbar, wo die uralten Höhenwege – Königsstraßen einst – verlaufen, wo die Völker zogen von West nach Ost, Süd nach Nord.
Zeugnis auch der Limes, den sie hier Pfahlgraben (»Polgraben« im dialektalen Gebrauch) nennen. In Sichtweite also, damals, die Römer. Saalburg und Kapersburg, auf Kuppen, baumbefreiten. Sterbender Wald bis ins 19. Jahrhundert hinein. Viehtrieb, Verbiss, Raubbau, Rodungen.
Kaum sind sechs Jahrzehnte vergangen seit den Tagen der Geburt. Schneller und gewaltsamer hat sich in jener Spanne verändert, was durch lange Epochen mühseliger Standard war. Das Dilemma heutiger Landbewirtschaftung ist nicht zuletzt einer Maschinenverfallenheit ohne Maß geschuldet.
Im Bizzenbachtal, an östlicher Ortsgrenze, der Schafstall. Nahe bei einem der größten Munitionslager Europas. Die familiäre Kleinbäuerlichkeit. Merino-Herde aus alter nassauischer Zuchtlinie. Wurzeln, die nur noch hier lebendig sind. Ein Ort, an dem sich Vergangenes, Gegenwärtiges, Künftiges offenbart.
Davon sprechen diese Gedichte.